Eine Wohnung in Deutschland zu finden ist aktuell schwieriger denn je. Steigender Bedarf uns steigende Preise machen die Wohnungssuche zu einem schwierigen unterfangen. Wie solch eine Situation überhaupt zustande kommen konnte und was dagegen unternommen wird, erläutern wir an der Wohnungssituation in Berlin.
Geringverdiener haben nur wenig Chancen
Immobilien in Berlin sind heiß begehrt. Vor allem junge Leute, die gerade in die Berufswelt einsteigen, zieht es oft nach Berlin. Raus aus der ländlichen Gegend, rein in die Großstadt (sog. Landflucht). Diejenigen, die eine Wohnung oder ein Haus zum Verkauf anbieten, wissen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch, dass sie dementsprechend viel für ihre Immobilie verlangen können. Von 2012 bis 2017 stiegen die Quadratmeterpreise in Berlin um satte 60,1 Prozent, in Einzelbereichen sogar noch mehr. Darunter gehören auch die Wohnungen aus dem unteren Marktsegment. Für Geringverdiener ist es deshalb nahe zu unmöglich, eine rentable Wohnung in Berlin zu finden. Alleine schon die Tatsache, dass die Preise für Wohnungen deutlich schneller steigen als Einkommen, führt definitiv nicht zu einer Lösung des Problems. Ironischerweise zieht es dennoch viele (vor allem junge) Geringverdiener nach Berlin.
Wohnungsbesichtigungen nehmen ungeahnte Ausmaße an
Dadurch, dass das Wohnen in Berlin so beliebt ist, kann es durchaus schon mal vorkommen, dass es mehrere hundert Bewerber für eine Wohnung gibt. Es kam schon mal vor, dass bei einem Besichtigungstermin 800 Bewerber auftauchten. Das lag vor allem daran, dass der Vermieter sich an die Mietpreisbremse halten wollte.
Bei 800 Bewerbern stehen die Chancen jedes einzelnen natürlich alles andere als gut. Daran wird deutlich: Wenn bezahlbare Wohnungen angeboten werden, gehen die Chancen gegen Null. Viele fordern daher, dass an der Situation endlich etwas geändert wird.
Was wird gegen die Immobilienpreisentwicklung getan?
Im Jahre 2015 ist die von der großen Koalition geforderte Mietpreisbremse in Kraft getreten. Sie sollte verhindern, dass Eigentümer einer Immobilie einen Mietwechsel dafür nutzten, die Mietpreise exorbitant zu erhöhen. Funktioniert hat das ganze aber nicht wirklich. Wie kann das sein?
Das grundlegende Problem bei der Mietpreisbremse war und ist immer noch, dass Vermieter sich viel umfassender mit der Mietpreisbremse auseinandergesetzt haben die letztendlichen Mieter selber. Teilweise wird nicht mal gewusst, ob die Mietpreisbremse an dem gewünschten Wohnort überhaupt gilt und das die entscheidende Bezugsgröße dafür der jeweilige Mietspiegel ist. Auch ist vielen unklar, dass man nach dem Einzug das Recht hat, die Miethöhe zu rügen.
Vermieter wissen Bescheid
Ganz anders sieht das bei den Vermietern aus. "Die sind bestens informiert", berichtet ein Hamburger Rechtsanwalt. Er vertritt regelmäßig Wohnungseigentümer und möchte lieber anonym bleiben. "Die Vermieter hatten zunächst höllische Angst vor der Mietpreisbremse. Die dachten, dass sie nicht mehr genug Miete erzielen könnten, um ihre Kosten zu decken." Sie kennen jedes Schlupfloch. So umgehen einige Vermieter die Mietpreisbremse, indem sie die Wohnung einfach möbeliert vermieten. Leider ist das Gesetz so lückenhaft gebaut, das dieser Trick nicht mal gegen das Gesetz verstößt. Und Leider gibt es in Deutschland kaum Klagen gegen Eigentümer, die auf der Mietpreisbremse beruhen. Das ist aber auch gewissermaßen verständlich: Wer klagt schon kurz nach Einzug gegen den neuen Vermieter?
Es herrscht Überlastung
Warum gibt es bis jetzt keine Lösung? Die Antwort ist einfach: viele Kommunen sind mit den Herausforderungen des Immobilienbooms überlastet und wissen sich nicht zu helfen. Wir hoffen darauf, dass die Regierung in naher Zukunft eine sinnvolle Lösung des Problems findet.
Es gibt aber schon die ersten Versuche. Im Erzbistum Köln kann man Wohnungen mieten, die von dem Erzbistum Köln selber finanziert werden. "Wir wollen durch die 632 Wohnungen mit gutem Beispiel vorangehen und mit unseren Einrichtungen dazu beitragen, dass neuer Wohnraum entsteht", sagte der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, am Mittwoch, 5. September, anlässlich des jährlichen Medienempfangs im Erzbischöflichen Haus.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung.