Der Klimawandel bedroht auch Deutschland – und das in stärkerem Maße als bisher angenommen. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) müssen wir uns auf eine deutliche Zunahme von Stürmen und Starkregen einstellen. Was bedeutet das für Immobilienbesitzer und Mieter?
3,5 Milliarden Euro Schaden in nur einem Jahr
Zunächst einmal sollte man sich den Ernst der Situation klarmachen. Den Schaden, der allein 2016 bei Unwettern zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen entstand, beziffert die Umweltschutzorganisation Germanwatch auf etwa 3,5 Milliarden Euro. Doch die meisten Deutschen wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Eine repräsentative Umfrage der Finanzberatung Swiss Life Select zeigt: Die Mehrheit befürchtet nicht, selbst zum Sturmopfer zu werden. 54 Prozent der Befragten halten Schäden an ihrem Eigentum durch Starkregen für „nicht wahrscheinlich“ oder „eher nicht wahrscheinlich“.
Ähnlich dachten vermutlich viele derjenigen, die Opfer der Sommerunwetter 2017 wurden. Überflutete Straßen und Keller, abgedeckte Dächern, zerstörte Autos: Für die meisten Menschen kam das Ausmaß der Katastrophe völlig überraschend – was kein Wunder ist. Laut BBK-Präsident Christoph Unger suchten Unwetter zuletzt immer häufiger Regionen heim, in denen mit solchen Wetterkapriolen eigentlich nicht zu rechnen war.
Swiss Life Select: Wetterextreme werden unberechenbarer
Wetterextreme nehmen also nicht nur zu, sie werden außerdem unberechenbarer. Diesen Trend belegen Zahlen von Swiss Life Select: Eine aktuelle Erhebung des Unternehmens belegt, dass inzwischen rund 95 Prozent der Unwetterschäden in Regionen verzeichnet werden, die normalerweise nicht überdurchschnittlich gefährdet sind.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) fordert deshalb eine verbesserte Vorsorge. Sein Vizepräsident Paul Becker mahnte bereits im September 2016 mehr staatliche Investitionen an, aber auch mehr Eigenvorsorge seitens der Bürger. Darunter fällt nicht zuletzt ein optimierter Versicherungsschutz.
Mit dem Versicherungsschutz steht es jedoch vielfach nicht zum Besten. Ganze 22 Prozent der Deutschen haben zurzeit eine Gebäudeversicherung gegen Elementarschäden, nur 29 Prozent eine Zusatzversicherung zur Hausratversicherung, so ein weiteres Ergebnis der bereits zitierten Umfrage von Swiss Life Select. Immobilieneigentümer und Mieter sollten prüfen, ob ihre Versicherung bei Unwetterschäden einspringt.
Investitionsbedarf bei Warnsystemen und Sicherheit
BBK-Chef Unger forderte Ende November 2017 in Bonn zudem eine Verbesserung der bestehenden Alarmmöglichkeiten. Dabei stellte er die Zunahme extremer Wetterereignisse in eine Reihe mit anderen Naturkatastrophen wie Erdbeben sowie mit Terroranschlägen. Für Katastrophen dieser Art sei Deutschland nicht ausreichend gerüstet. Zwar würden schon rund 2,3 Millionen Menschen die vom BBK entwickelte Warn-App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) nutzen, außerdem gebe es weitere ähnliche Apps wie Katwarn und Biwapp. Das reiche aber nicht aus, so Unger, der auch die Installation neuer Dachsirenen ins Spiel brachte. Deren Zahl sei von einstmals 86.000 in Westdeutschland auf 30.000 bis 40.000 zurückgegangen.
Private Hausbesitzer und Mieter sollten nach Meinung von Wetterexperten über Investitionen in Schutzmaßnahmen und zusätzliche Versicherungen nachdenken. Denn eines ist klar: Zum Nulltarif ist mehr Sicherheit nicht zu haben.