Jeder Unternehmer benötigt Liquiditäten, um den Wirtschaftsbetrieb aufrecht zu halten. Gerade in den Anfangsjahren muss die Finanzierung stehen. Ein solider Finanzplan und das Wissen um die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten gehören da zum nötigen Know-how.
Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital
Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto leichter lässt sich eine Finanzierung umsetzen. Zum einen wird eine geringere Summe an Fremdkapital beziehungsweise Krediten notwendig und zum anderen geben Banken bei größeren Sicherheiten bessere Konditionen.
Wie hoch der Eigenkapitalanteil ist, hängt letztendlich davon ab, wie viel Geld für die Gesamtfinanzierung notwendig ist. Ein Großteil der Gründungen wird zu hundert Prozent aus eigenen Mitteln finanziert. Dies hängt allerdings mit der Art des gegründeten Unternehmens zusammen. Bei größeren Unternehmen, wo auch mehrere Mitarbeiter ins Spiel kommen, ist fast unweigerlich eine zusätzliche Finanzierung notwendig.
Wer ist kreditwürdig?
Wie hoch der benötigte Fremdanteil ist, ist demnach von bereits vorhandenem Kapital und dem insgesamt benötigten Geld abhängig. Die eigenen Sicherheiten sind ein wesentlicher Faktor zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit. Dennoch lassen es Geldgeber nicht alleine darauf beruhen.
Standardmäßig wird auch eine Schufa-Auskunft beantragt, um einen vollständigen Eindruck über die Kreditwürdigkeit zu erlangen. Und dies nicht nur bei der Vergabe von Krediten, sogar schon bei der Eröffnung von Geldkonten wird der Kunde genau begutachtet. Wer dann schließlich Geld von der Bank möchte, sollte im besten Fall eine einwandfreie Schufa-Auskunft vorweisen können.
Keine geplatzten Kredite, unbezahlten Rechnungen oder andere negative Einträge sollten sich in der Auskunft wiederfinden. Interessanterweise steigt die Quote der Personen mit einem oder mehreren negativen Schufa-Einträgen ab einem Alter von 25 Jahren an. Mit etwa 35 bis 39 Jahren erreichen die negativen Einträge ein Maximum. Hier weisen 16,4 % mindestens ein negatives Schufa-Merkmal auf. Wird der Durchschnitt der gesamten Bevölkerung betrachtet, liegt die Negativ-Quote bei nur etwa 9,3 %.
Wer sich einen Überblick über die eigene Kreditwürdigkeit verschaffen möchte, sollte sich daher eine Schufa-Auskunft zukommen lassen. Finden sich dort ungerechtfertigte oder falsche Vermerke, die die Bonität negativ beeinflussen, kann ein Kreditnehmer auf deren Löschung bestehen. Im Gegensatz zu früher wirkt sich die Abfrage der eigenen Schufa-Vermerke auch nicht mehr negativ auf das Scoring aus.
Um den Schufa-Score nicht unbeabsichtigt zu verschlechtern, sollten allerdings einige Grundregeln beachtet werden. Bei der Suche nach Kreditgebern, darf ein Antragsteller nicht wahllos bei verschiedenen Banken Kreditanfragen stellen. Dies senkt den Schufa-Score. Vor allem, wenn mehrere Banken die Anfrage ablehnen. Besser ist es eine „Kreditkonditionsanfrage“ zu stellen – diese bleibt im Gegensatz zu einer Kreditanfrage im Scoring neutral.
Welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt
Welche Optionen stehen einem zur Unternehmensfinanzierung überhaupt zur Verfügung? Klassische Kredite und Crowdfunding gehören immer noch zu den erstgenannten Finanzierungsmöglichkeiten. Die erste Anlaufstelle ist und bleibt bei den meisten Personen die eigene Hausbank. Da die Zinsen derzeit aufgrund der aktuellen Zinspolitik sehr niedrig sind, sind die Konditionen oft recht gut. Auch die KfW-Bank hat für viele Unternehmen spezielle Förderungen im Portfolio. Es lohnt sich hier immer mal nachzufragen, welche Kredite vergeben werden und unter welchen Konditionen.
Beim Crowdfunding zählt die Geschäftsidee. Überzeugt diese, ist auch eine Teilnahme vieler „Investoren“ wahrscheinlich – es kommt viel Geld zusammen. Als Ausgleich für das zur Verfügung gestellte Geld, wird den Personen, die sich am Crowdfunding beteiligen ein Dankeschön angeboten. Dies findet meist in Form eines kleinen Geschenkes statt. Allerdings ist Crowdfunding nur etwas für neue Unternehmen. Unternehmen, die sich schon lange Jahre auf dem Markt befinden, nutzen für eine Finanzierung besser andere Alternativen.
Ebenso für jüngere Unternehmen sind Kapitalbeteiligungsgesellschaften eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit. Dabei stellen Kapitalgeber dem Unternehmen Kapital zur Verfügung. Als Gegenleistung wird ein Anteil aus dem laufenden Gewinn erwartet. Diese Kapitalbeteiligungsgesellschaften sind auch unter Venture-Capital-Gesellschaften bekannt. Die unterstützten Unternehmen werden auf Zukunftsfähigkeit und Zuverlässigkeit überprüft. Werden sie als aussichtsreich eingeschätzt, unterstützen die Beteiligungsgesellschaften das Unternehmen nicht nur mit Kapital, sondern auch beratend. Die Unterstützung des Beteiligungsunternehmens ist jedoch zeitlich und in der Höhe der Kapitalsumme begrenzt.
Kundenanzahlungen und Lieferantenkredite statt Bankkredit
Eine andere Art der Finanzierungsmöglichkeit sind Kundenanzahlungen. Hier treten die Kunden in Vorleistung und zahlen die Ware bereits vor Erhalt bzw. Lieferung. Somit werden die Unternehmen finanziell etwas entlastet. Eine andere Entlastung kann der Lieferantenkredit darstellen. Bei dieser Kreditart, die auch unter dem Begriff Warenkredit geläufig ist, wird dem Unternehmen bzw. Kunden ein Zeitraum bis zur endgültigen Zahlung gewährt. Dadurch können in der Zwischenzeit schon Umsätzen erzielt werden. Allerdings gibt es oft Vergünstigungen in Form von einem Skonto, wird die Summe vorher zurückbezahlt. Jedes Unternehmen muss für sich ausrechnen, mit welcher Strategie es besser fährt.
Eine weitere Möglichkeit mehr liquide Mittel vorzuhalten, ist, Gegenstände nicht direkt käuflich zu erwerben, sondern zu leasen. Auch dadurch lassen sich Kosten oder teure Kredite umgehen. Außerdem gibt es die Option sich vor Risiken durch zahlungsunfähige Kunden zu schützen. Factoring-Unternehmen kaufen Kundenforderungen eines Unternehmens auf. Mit dem Ankauf übernimmt das Factoring-Unternehmen Serviceleistungen wie Mahnungen und Inkasso und trägt gleichzeitig das Ausfallrisiko, falls der Kunde nicht zahlt. Dafür muss das eigene Unternehmen auf einen Teil der ursprünglichen Forderungen verzichten. Dennoch lohnt sich das oft, denn vollständige Verluste durch die Zahlungsunfähigkeit der Kunden werden so verhindert und es stehen mehr finanzielle Mittel für eine ausreichende Liquidität zur Verfügung.